5 gute Gründe für ein Bosal

Das Bosal in der altkalifornischen Reitweise: Eine sinnvolle Zäumung für Pferd und Reiter
Bosal – Vorteile der altkalifornischen Reitweise.
Als ich vor über zehn Jahren Bekanntschaft mit altkalifornische Reitweise gemacht habe, stellte es sich als sehr schwierig heraus Online gute Informationen zu finden. Vor allem darüber, wo man ein gutes Bosal kaufen kann. Da ich aber mittlerweile einige großartige Pferdemenschen kennenlernen durfte, die mir sehr viel über das Bosal gelehrt haben, möchte ich diese Informationen gerne weitergeben und fünf Gründe aufzeigen, warum diese Zäumung besonders für das Wohl des Pferdes und einer feinen Kommunikation von Bedeutung ist.
Das Bosal gehört zu den ältesten uns bekannten Zäumungen der Welt und spielt vor allem in der Tradition der altkalifornischen Reitweise eine zentrale Rolle. Bei den Vaqueros wird in der Ausbildung der Jungpferde mit Bosal begonnen und kann bis in die hohe Schule verwendet werden.
Ich habe bereits oft gelesen und gehört, dass das Bosal eine Zäumung ist, die nur von Profis genutzt werden darf. Dem kann ich persönlich überhaupt nicht zustimmen! Ich würde vor allem bei Reitanfängern oder auch Personen, die sehr viel mit Zügel geritten sind, das Bosal nutzen, anstatt dem Pferd ein Gebiss ins Maul zu legen.
Eines sollte man sich immer bewusst sein! Wer viel am Zügel zieht, ob nach oben, hinten oder unten, kann mit jeder Zäumung dem Pferd einen immensen Schaden zufügen!
Vom Start bis zum Profi mit dem Bosal

All meine Jungpferde werden sanft mit dem 5/8 Bosal auf das spätere Reitpferdeleben vorbereitet. Wir starten immer mit der Handarbeit, bei der bereits die wichtigsten Hilfen mit Ruhe vermittelt werden. Anschließend werden sie mit Bosal eingeritten. Erst später lernen sie das Gebiss kennen, wenn sie für die Two-Reins bereit sind.
Sollten Sie aus verschiedenen Gründen das Gebiss nicht akzeptieren, dann werden sie weiter mit dem Bosal geritten. Dies kann auch genau andersrum sein, sodass ich dann auf ein Gebiss wechseln würde. Dies ist mir aber persönlich noch nicht vorgekommen.
Das Bild zeigt mich mit meiner Quarter Horse Stute Ivy kurz vor dem ersten Aufsteigen. Ivy wurde bereits vorab mit dem Bosal an der Hand gearbeitet. Aufgrund der guten Vorbereitung und Ivys tollen Charakter, war das Anreiten einfach und ohne weitere Probleme.
Die Geschichte vom Bosal: Ursprung und Entwicklung
Das Bosal besteht aus geflochtener Rohhaut oder geflochtenen Leder, die besonders in der altkalifornischen Reitweise und im Bereich des klassischen Westernreitens Anwendung findet. Ursprünglich wurde das Bosal von den spanischen Kolonisten eingeführt, die im 16. Jahrhundert die erste Pferdezucht und Reitkunst in Kalifornien etablierten. Es war eine Weiterentwicklung der Zäumungen, die in der iberischen Reittradition bereits verwendet wurden.
Das Bosal besteht aus dem aus Leder oder aus Rohaut geflochtenen „Nasenband“. De Hanger wird an dem das „Nasenband“ befestigt, um das Bosal sicher am Pferdekopf zu halten. Die Zügel werden Mecate genannt und werden um das Bosal in einer bestimmten Technik gewickelt. Urpsprünglich besteht die Mecate aus Mähnenhaar. Da es einige Pferde und Reiter gibt, die dies zu kratzig finden, werden auch Mecaten aus Alpaka, Mohair, New Zealand Wool oder Nylon angeboten.
Woran erkennt man ein hochwertiges Bosal?
Ein gutes Bosal enthält keine Metallbügel oder harte Teile, es sollte aber immer einen Rohautkern haben. Dies liegt vor allem daran, dass die Bosals damals oft von den amerikanischen Ureinwohnern hergestellt wurden und diese auf die Materialien zurückgreifen mussten, die ihnen zur Verfügung gestellt wurden. Die Wirkung des Bosals basiert auf sanften, aber präzisen Druckpunkten, die durch die Materialstruktur und die fein abgestimmte Führung des Reiters vermittelt werden.
Diese sanfte Zäumung steht im Einklang mit der Philosophie der altkalifornischen Reitweise, die sich durch eine enge Bindung und Kommunikation zwischen Pferd und Reiter auszeichnet. Um diese feine Kommunikation zu erhalten, ist es wichtig ein hochwertiges Bosal zu nutzen, dass dem Pferd perfekt passt. Meine Empfehlung ist daher nie ein Bosal günstig „von der Stange“ zu kaufen. Sondern nur von bekannten Braidern oder Shops, die sich auf den Verkauf von Bosals fokussiert haben

Das Bosal gibt es in verschiedenen Stärken:
- 3/4 Zoll
- 5/8 Zoll
- 1/2 Zoll
- 3/8 Zoll
- 1/4 Zoll
Fünf Gründe, warum das Bosal eine sinnvolle Zäumung ist
🐴 Sanfter Druck und bessere Kommunikation: Das Bosal basiert auf einem sehr feinen System von Druckpunkten, die empfindlichen Bereichen des Pferdemauls und der Nase berühren. Anders als bei gebissbasierten Zäumungen, wird der Druck beim Bosal hauptsächlich über das Gesicht und die Nasenpartie verteilt.
Dies sorgt für eine sanfte, aber dennoch präzise Kommunikation. Das Pferd lernt, durch feine Signale des Reiters zu reagieren, ohne unnötige Schmerzen zu erfahren.
🐴 Fördert die natürliche Kommunikation: In der altkalifornischen Reitweise ist es von zentraler Bedeutung, dass der Reiter und das Pferd eine enge und natürliche Verbindung eingehen. Diese Verbindung ist in der täglichen Arbeit mit dem Rind von hoher Bedeutung.
Das Bosal ermöglicht es dem Reiter, mit minimalen, aber gezielten Bewegungen des Zügels auf das Pferd einzuwirken, was eine harmonische und natürliche Kommunikation fördert. Dies ist besonders für Pferde von Vorteil, die eine feine und respektvolle Kommunikation bevorzugen.
Der größte Teil der Kommunikation soll immer über die Gewichts- und Schenkelhilfen stattfinden. Der Zügel ist das letzte Mittel der Wahl und dies ist zu anderen modernen Reitweisen mit der größte Unterschied.
🐴Vermeidet schädliche Maulbelastung: Pferde haben empfindliche Mäuler, die durch die Verwendung von scharfen Gebissen oder anderen harten Zäumungen verletzt oder unnötig belastet werden können. Das Bosal hingegen ist eine schonende Zäumung, die diese Belastungen vermeidet.
Insbesondere bei jungen Pferden oder Pferden, die aufgrund von Maulproblemen Schwierigkeiten mit herkömmlichen Gebissen haben, ist das Bosal eine ausgezeichnete Wahl.
Hierbei ist zu beachten, dass jede Zäumung immer so scharf ist, wie der Reiter diese benutzt. Auch ein Bosal, dass mit einer zu harten Hand geritten wird, löst Schmerzen aus.
🐴 Fördert die natürliche Haltung und den Bewegungsfluss: Da das Bosal keine feste Kontrolle über das Pferdemaul ausübt, erlaubt es dem Pferd eine größere Freiheit im Maul, sodass es frei kauen kann und somit eine freiere Bewegung des Kopfes und Halses. Diese Freiheit fördert eine natürliche Haltung und trägt zu einem besseren Bewegungsfluss bei.
In der altkalifornischen Reitweise ist es besonders wichtig, dass das Pferd eine entspannte Haltung einnimmt, die mit seiner natürlichen Biomechanik harmoniert. Mit einer entspannten Haltung wird hier nicht die Nase über dem Boden gemeint, sondern eine gesunde Aufrichtung des Pferdes, ohne sich einzurollen oder den Rücken wegzudrücken.
🐴 Stärkt die Bindung zwischen Pferd und Reiter: Das Bosal fördert eine enge Bindung zwischen Reiter und Pferd, da der Reiter auf sanfte, aber gezielte Weise Einfluss auf das Pferd nimmt. Diese Zäumung erfordert, dass der Reiter besonders achtsam und einfühlsam ist. Das Pferd lernt schnell, auf minimale Signale des Reiters zu reagieren, was zu einer respektvollen und vertrauensvollen Beziehung führt.
Fünf Tipps zum Kauf eines Bosals
Oft wird sich ein günstiges Bosal zum Ausprobieren gekauft. Diese sind meistens viel zu groß und mehr schlecht verarbeitet. Sie haben oft keinen Rohhautkern und sind um Wasserschläuche oder andere Materialien geflochten. Mit einem nicht passenden und schlecht verarbeiteten Bosal wird man nicht das Ergebnis beim Reiten bekommen, dass gewünscht wird. Darum sind hier ein paar Tipps zum Kauf eines Bosals:
✅ Vor dem Kauf ein Bosal leihen: Wer die Möglichkeit hat und gerne testen möchte, sollte sich vorab ein Bosal ausleihen. Am besten ist es einen Kurs bei einem Trainer zu besuchen, der die Wirkungsweise des Bosals kennt und auch die richtige Hilfengebung vermitteln kann. Sollte man jemanden in der Nähe haben, der Unterricht in der altkalifornischen Reitweise anbietet, ist das sogar noch eine bessere Option. Die Trainer haben oft „Test-Bosals“, die man ausleihen kann. Außerdem bekommt zugeich eine richtige Anleitung, wie die Hilfengebung ist.
✅Kein Bosal von der Stange kaufen: Oft sind die Bosals von der Stange, also von größeren Anbietern und Versandhäusernfür die meisten Pferdeköpfe viel zu groß und schlecht verarbeitet. Man wird mit diesen Bosals nie das Ergebnis bekommen, dass man gerne haben möchte. Es besteht auch die Gefahr, dass diese Bosals aufgrund der schlechten Verarbeitung scheuern können oder auf die falschen Nervenpunkte drücken.
✅ Vom Profi beraten lassen: Alle Anbieter von hochwertigen Bosals bieten eine umfangreiche Beratung an und helfen gerne beim Ausmessen mit Anleitungen.
✅ Ein Bosal anfertigen lassen: Wer etwas Zeit hat kann sich sein Bosal nach seinen Wünschen braiden lassen. Es gibt in deutschsprachigen Raum einige gute Braider, die tolle Bosals anfertigen.
✅Das Pferd muss entscheiden: Das Wichtigste ist, dass das Pferd entscheidet, ob und welches Bosal es haben möchte. Man findet es heraus, indem man dem Pferd beim Reiten genau zuhört und es achtsam die Hilfen erklärt. Es neben den verschiedenen Stärken haben Bosals auch einen unterschiedlichen Flex. Dies ist abhängig von Material und Anzahl der Flechtungen. Meine Pferde bevorzugen z. B. etwas weichere Bosals mit mehr Flex.
Du möchtest noch mehr zum Bosal und der altkalifornischen Reitweise erfahren?
Wo ein Bosal kaufen?
Hier sind ein paar Anbieter, bei denen man ein Bosal erwerben kann. Es gibt sicherlich noch weitere, aber von denen habe ich selbst Bosals erworben, oder schon welche in der Hand gehabt:
Ein Bosal anfertigen lassen
Wer sich für eine Maßanfertigung entschieden möchte, kann ich die folgenden Braider empfehlen:
- Steve Harris
- Micha Nagel
- Anja Buroh
- Bärti Frunz
- Dezsö Magyar
Das Bosal als nachhaltige und pferdefreundliche Zäumung
Das Bosal ist eine der pferdefreundlichsten Zäumungen, die heute in der Reiterei verwendet wird. Es erlaubt dem Reiter, das Pferd mit sanften Signalen zu führen und fördert gleichzeitig das Wohl des Tieres. Besonders in der altkalifornischen Reitweise hat das Bosal seinen festen Platz, da es eine tiefe, respektvolle Kommunikation zwischen Pferd und Reiter unterstützt.
Wer sich für das Bosal entscheidet, trifft eine Wahl für eine nachhaltige, pferdefreundliche Reitweise, die auf Vertrauen und Partnerschaft setzt. Partnerschaft und Vertrauen sollten in der Beziehung mit dem Pferd immer die oberste Bedeutung haben!
Wir Reiter sollten uns immer bewusst sein, welches Geschenk wir vom erhalten, dass wir seinem Rücken Platz nehmen dürfen. Das Pferd ist ein selbständig denkendes und fühlendes Wesen, dass mit dem höchsten Respekt behandelt werden muss.
